Jahresthema am Jules Verne Campus 2025–2026: Rette das Spiel, lebe die Neugier!

Eines der Gedichte, das mich in meinem Leben am meisten inspiriert hat, ist Robert Frosts Die verpasste Straße: Wir alle kennen die Vorstellung vom Leben als Weg oder Reise: „Zwei Straßen gingen ab im Wald, und da wählt' ich jene, die nicht oft beschritten, und das hat allen Unterschied gemacht“. Umso faszinierter war ich, als ich las, wie der Neurobiologe Gerald Hüther in seinem Buch Biologie der Angst das Gehirn als Wege und Straßen beschreibt: Die Nervenbahnen, die beim Umgang mit Reizen und Stress entstehen, werden ausgebaut und gestärkt, sofern der gewählte Lösungsweg zum Erfolg führt: nämlich der Vermeidung oder Auflösung von Stress. Je häufiger ein bestimmter Lösungsweg diesen gewünschten Erfolg bringt, desto mehr entwickeln sich die entsprechenden Nervenbahnen zu breiten Straßen und schließlich zu Autobahnen, die wir als Gewohnheiten kennen. Sie sind Teil unserer Gehirnstruktur und wir nutzen sie vollkommen unbewusst, um schnell und effizient Stress zu vermeiden und aufzulösen.

Aber helfen uns nicht gerade Stress, Verwirrung und unbeantwortete Fragen auf unserem Weg? Nutzen uns die einst entstandenen Autobahnen auf unserer Reise durch das Leben oder verpassen wir es in dem effizienten und einst programmierten Bemühen, Stress zu vermeiden oder aufzulösen? Sind die vorgefertigten Straßen wirklich diejenigen, auf denen wir fahren wollen? Am JVC sagen wir: Die Reise in deine Zukunft beginnt hier. Können wir kleinere, langsamere Wege nehmen und auf dieser Reise mehr entdecken? Lernen wir dabei vielleicht sogar spielerisch uns selbst und unsere Fähigkeiten neu kennen? Diese Fragen werden wir mit unserem Jahresthema für das Schuljahr 2025-2026 stellen: Rette das Spiel, lebe die Neugier!

Unser Thema fängt mit einem weiteren Werk von Gerald Hüther an, Rettet das Spiel. Hüther erinnert uns daran, dass Spielen kein Luxus ist, sondern die natürlichste und effektivste Art und Weise für Menschen, zu lernen und zu wachsen. Wenn wir spielen, sind wir ganz wir selbst – kreativ, belastbar und offen für neue Ideen. Spielen hilft uns, Ängste zu überwinden, unsere Stärken zu entdecken und auf sinnvolle Weise mit anderen in Kontakt zu treten. Wie Hüther schreibt: „Durch die Entwicklung einer Kultur des spielerischen Lebens retten wir nicht nur unsere Spiele, sondern auch uns selbst davor, zu bloßen Funktionären zu werden.“ In einer Welt, in der Effizienz oft mehr geschätzt wird als Entdeckungsfreude, möchten wir, dass der Jules Verne Campus ein Ort ist, an dem Neugierde gefeiert wird und Lernen ein freudiges Abenteuer ist.

An unserem letzten Journey Day vor dem Schulanfang hat unser gesamtes pädagogisches Team gemeinsam ein Wandbild gestaltet, das nun hier zu sehen ist. Dieses Wandbild ist ein lebendiges Symbol für unser gemeinsames Engagement, Kreativität, Mut und Freude am Lernen zu fördern. Jedes Zitat, jedes Symbol und jede Kreidezeichnung steht für unsere Überzeugung, dass Verspieltheit und Neugierde nicht nur für die Jüngsten unter uns wichtig sind, sondern für Lernende jeden Alters. Inspiration und Denkanstöße fanden wir in Zitaten wie: „Ich habe keine besonderen Talente, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig“ und „Ein Geist, der sich neuen Ideen öffnet, kehrt nie zu seiner ursprünglichen Größe zurück“ von Albert Einstein; „Forschung ist formalisierte Neugierde. Sie ist zielgerichtetes Herumstochern und Herumschnüffeln“ von Zora Neale Hurston; und „Millionen sahen den Apfel fallen, aber Newton fragte warum“ von Bernard Baruch.

Wir freuen uns, dass dieses Thema im letzten Jahr von unseren Freunden bei SBW Primaria, einer weiteren Schule unserer SBW-Familie, aufgegriffen wurde. Das Thema wird uns nun am Jules Verne Campus auf unserer gemeinsamen Reise im Kindergarten, in der Grundschule und dem Gymnasium begleiten.

Das folgende Zitat aus dem Kinderbuch Never Grow Up von Quentin Blake im Geiste von Roald Dahl fasst es zusammen:

Beobachte die Welt mit strahlenden Augen,
Achte immer darauf, wo Magie liegt,
Hinterfrage alles, was man dir sagt,
Sei unverschämt! Brich aus der Norm aus!
Werde weise oder albern, breit oder groß,
Wachse in Kreisen, groß oder klein,
Kleide dich in Lumpen oder trage eine Krone, aber
Never grow up, always down!”


Wenn wir verspielt und neugierig bleiben, öffnen wir Türen zu lebenslangem Lernen und Wohlbefinden. Lassen Sie uns unseren eigenen, weniger begangenen Weg gehen: Eine echte Reise ist eine persönliche Reise, vielleicht sogar eine verschlungene. Ich freue mich darauf zu sehen, wie jeder von Ihnen dieses Thema im kommenden Schuljahr auf seine ganz eigene Weise zum Leben erweckt.

Dr. Kerrie Elston-Güttler
Lernhausleitung